- Weistum
- Weis|tum 〈n. 12u〉1. 〈im alten dt. Recht〉 Auskunft zum Dorf- u. Stadtrecht, die der Dorfgemeinschaft von Rechtskundigen auf Anfrage erteilt wurde2. 〈seit dem 13. Jh.〉 schriftl. Sammlung solcher Rechtslehren[→ weisen]
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Weistum[althochdeutsch wīstuom, ursprünglich »Weisheit«, dann (unter dem Einfluss von wīsen »führen«, »weisen«) »rechtliche Bestimmung«], im Mittelalter 1) Bezeichnung für den Normtypus einer Rechtsaufzeichnung als von Rechtskundigen (Schöffen) auf Anfrage »gewiesenes«, d. h. latent vorhandenes Gewohnheitsrecht im Gegensatz zur abändernden Kraft herrschaftlicher Gebotsgewalt oder vertragliche Übereinkunft (Einung); 2) Gattungsbegriff für ländliche Rechtsaufzeichnungen der grundherrlichen Dinggemeinde, v. a. im 14.-16. Jahrhundert In gerichtsförmiger Weisung (Frage und Urteil) wurden im Zusammenwirken von Herrschaft und Gemeinde die Gerechtsamen des Grundherrn festgelegt (Holzschlag-, Jagd-, Fischereirechte usw.). Grundlegend hierzu ist die von J. Grimm begonnene Sammlung »Weisthümer« (7 Teile, 1840-78).Dt. ländl. Rechtsquellen. Probleme u. Wege der W.-Forschung, hg. v. P. Blickle (1977).* * *
Weis|tum, das; -s, ...tümer [mhd., ahd. wīstuom, zu ↑weise, urspr. = Weisheit, dann unter Einfluss von weisen= Rechtsspruch, gesetzliche Bestimmung] (im MA.): a) Auskunft, die rechtskundige Männer über Streitfragen gaben u. die dann rechtskräftig wurde; b) Sammlung schriftlich aufgezeichneter Weistümer (a).
Universal-Lexikon. 2012.